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12.04.2011

50 Jahre Pax Kinderhulp: DASI Berlin sagt Danke

(csc) 50 Jahre Pax Kinderhulp sind auch für die DASI Berlin ein Grund zum Feiern: Seit 15 Jahre besteht eine enger Kontakt mit der niederländischen Organisation.

Pax Kinderhulp vermittelt bereits seit 50 Jahren ehrenamtliche Gastfamilien in den Niederlanden für Kinder aus Berlin. Erholung und Ruhe für Kinder aus dem westlichen Teil der damals geteilten Stadt standen zuerst im Vordergrund. In den letzten Jahrzehnten hat Pax Kinderhulp seine Aktivitäten ausgedehnt, und so reisen heute auch Kinder aus Polen, Armenien, Weißrussland, Kroatien und Bosnien in die Niederlande.

Ein- bis dreimal im Jahr haben Kinder aus DASI-Wohngruppen die Möglichkeit, in ihre zweite Heimat – so empfinden sie die Niederlande inzwischen – zu fahren: An Ostern, im Sommer und manchmal auch an Weihnachten folgen sie der Einladung „ihrer“ Gastfamilien. Die Beziehungen zwischen den Kindern und ihren Gasteltern sind eng und halten oft noch an, wenn aus den Kindern Erwachsene werden.

„Für die Kinder unserer Wohngruppen bietet ein Aufenthalt in einer niederländischen Gastfamilie die Chance, in einem überschaubaren, ländlichen Rahmen immer wieder neue Erfahrungen machen zu können, die in Berlin so nicht möglich wären. Die Betreuung der Kinder durch die Gastfamilien ist liebevoll, individuell und verbindlich. So lernen die Kinder nicht nur intakte Familien kennen,  sondern auch eine andere Sprache, eine  kulturelle Vielfalt, die sich auf die Entwicklung unserer Kinder sehr positiv auswirkt.  Deshalb unterstützen wir als DASI Berlin die Fahrten in die Niederlande“, sagt Jürgen Kloppenburg, Bereichleiter der DASI Berlin. „Die Kinder kommen aus dem Urlaub entspannt zurück und können in den Gruppen über ihre individuellen Erlebnisse berichten. Das wirkt sich positiv auf den Gruppenalltag aus und fördert ein harmonisches Gruppenleben“. Die Qualitätsstandards von Pax Kinderhulp sind sehr hoch, das Wohl der Kinder liegt sowohl der Organisation als auch den Gastfamilien am Herzen. Mit der DASI und den Erzieherinnen findet ein kontinuierlicher Austausch statt, was Offenheit zum Dialog auf beiden Seiten voraussetzt. „Für die DASI und auch für die Mitarbeiterinnen sind die Kontakte mit Pax Kinderhulp eine große Bereicherung“, bekräftigt Kloppenburg.

Monika Schäfer, seit knapp 15 Jahren bei der DASI, hat mit ihrer familienanalogen Wohngruppe (FWG) in Treptow-Köpenick den Kontakt aufgebaut. Barbara Brylowski ist seit über drei Jahren mit ihren Kindern der FWG Hasenheide dabei. Die beiden innewohnenden Erzieherinnen berichteten im Gespräch begeistert über ihre Erfahrungen mit Pax Kinderhulp und den niederländischen Gastfamilien.

Wie ist der Kontakt zu Pax Kinderhulp entstanden?

Frau Schäfer: Als ich vor knapp 15 Jahren bei der DASI anfing, hatten zwei Jungen meiner Wohngruppe bereits Gastfamilien in den Niederlanden. Über Umwege kam ich in Kontakt mit Pax Kinderhulp, so dass die Beziehung zwischen den beiden und den Gastfamilien fortgesetzt werden konnte. Meine anderen beiden Kinder habe ich dann auch angemeldet, was sich sehr positiv ausgewirkt hat. Heute sind diese vier erwachsen, und ich habe eine neue gemischte Wohngruppe, für die ich mich auch wieder um niederländische Gastfamilien gekümmert habe. Doch auch die Großen fahren noch immer gerne mit in die Niederland, kümmern sich auf der langen Busfahrt um die Kleinen.

Frau Brylowski: Als ich vor viereinhalb Jahren zur DASI kam, hörte ich von den niederländischen Gastfamilien. Ich war jedoch am Anfang skeptisch und habe erst mit einem Kind angefangen. Nachdem ich gemerkt habe, wie toll das für das Kind ist, habe ich alle Kinder angemeldet. Inzwischen bin ich genauso begeistert wie meine Kolleginnen. Die Bindung zu den Gastfamilien in den Niederlanden hat etwas Rührendes.

Wie findet ein Kind eine Gastfamilie?

Frau Brylowski: Ich habe mein Interesse in der Zentrale von Pax Kinderhulp angemeldet, Bilder und eine Beschreibung des Kindes geschickt: wie alt es ist, worauf man achten soll, was das Beste für das Kind ist. Die Organisation sucht dann die passende Gastfamilie aus. Ganz selten kommt es vor, dass ein Kind nicht zu einer Gastfamilie passt. Dann wird es herausgenommen, kommt zunächst zu einer Übergangsfamilie, bevor für den nächsten Aufenthalt eine neue passende Familie gesucht wird.

Frau Schäfer:
Die Gastfamilien werden von Pax Kinderhulp sehr sorgfältig und gewissenhaft ausgewählt. Bewerber müssen eine Bescheinigung ihrer Wohngemeinde vorlegen, dass sie als Gastfamilie geeignet sind. Vertrauenspersonen von Pax Kinderhulp besuchen sie persönlich und befragen sie. Beim geringsten Zweifel erhalten sie kein Gastkind. Die Familien werden von Pax Kinderhulp kontinuierlich fortgebildet, beraten und betreut.

Wie reisen die Kinder in die Niederlande und wie sieht der Aufenthalt bei den Gastfamilien aus?

    
Frau Schäfer: Die Kinder fahren mit Bussen in die Niederlande, allein das ist schon aufregend. Dort werden sie in ganz Niederlande verteilt, wobei wir versuchen, dass die Kinder aus den einzelnen Wohngruppen in einem Bezirk unterkommen. Einmal während des Aufenthalts treffen sich alle Gastkinder und Gastfamilien eines Bezirks zu einem Fest, um sich gegenseitig kennen zu lernen und auszutauschen.

Frau Brylowski: Wenn die Kinder sich mit den Gastfamilien gut verstehen, werden sie immer wieder eingeladen. An Ostern und Weihnachten können die Kinder circa zwei Wochen und in den Sommerferien drei Wochen fahren. Durch den regelmäßigen Kontakt baut sich eine langfristige Beziehung auf.

Frau Schäfer: Das Kind nimmt dort am Alltag teil. Ein Elternteil bleibt in der Zeit zu Hause. Oft arbeiten Mutter oder Vater vor, um sich dann Urlaub nehmen zu können. Manchmal sind zwei Gastkinder in einer Gastfamilie, manchmal hat die Familie auch eigene Kinder.

Frau Brylowski: Die Gastfamilien leben alle in ländlicher Umgebung. Für die Kinder ist es das erste Mal, dass sie eine solche Idylle kennen lernen. Sie leben dort in einem intakten und großen Familienverbund, mit Mutter und Vater, oft mit Oma und Opa oder anderen Verwandten. Sie werden in das normale Leben eingebunden und reichlich beschenkt.

Was ist das Besondere an dem Aufenthalt bei den niederländischen Gastfamilien?

Frau Schäfer:
Das Schönste ist, dass die Kinder in die Niederlande fahren und Urlaub machen. Sie kommen dorthin und, egal welche Probleme sie haben, sie werden dort genommen, wie sie sind. Sie können sich dort entspannen und Abstand gewinnen. Und die Gasteltern kommen mit den schwierigsten Kindern zurecht, der harte Alltag in Berlin ist total ausgeblendet.

Frau Brylowski: Für unsere Kinder ist der Aufenthalt immer toll. Es ist das Beste, was es geben kann. Sie werden gefördert und lernen ganz viel – auch niederländisch. Die meisten Kinder sprechen und schreiben perfekt niederländisch. Sie fühlen sich in ihren Gastfamilien aufgehoben und werden von ihnen regelrecht verwöhnt. Und die Gastfamilien nehmen großen Anteil daran, wie die Kinder sich entwickeln. Sie machen oft Fotoalben für die Kinder, zum Geburtstag schicken sie Karten, manchmal kommen die Gasteltern auch extra nach Berlin. Und sie telefonieren öfters miteinander oder schreiben Briefe.

Frau Schäfer: Selbst wenn unsere Kinder erwachsen sind, wollen sie noch nach Holland. Die Liebe, Anteilnahme und Wertschätzung, die sie dort erfahren, ist unglaublich. Die Gasteltern tragen einen großen Teil zur Entwicklung der Kinder bei.

Wie ist Ihre eigene Beziehung zu den Gastfamilien?

Frau Schäfer: Über die lange Zeit haben sich nicht nur enge Beziehungen zwischen den Kindern und den Gastfamilien aufgebaut, sondern auch zwischen den Mitarbeitern von Pax Kinderhulp, den Gastfamilien und uns. Ab und zu kommen die Gastfamilien zu Besuch nach Berlin, entweder mit der Organisation oder auf eigene Faust. Einfach, weil sie erleben wollen, wie ihre Gastkinder im Alltag leben. Ich habe das Glück, dass bei mir zwei Personen übernachten können. Das ist immer sehr schön und verbindet.

Frau Brylowski: Bei mir ist es leider nicht möglich zu übernachten, deswegen kümmere ich mich um Gästewohnungen. Auch wir wurden schon von den Gasteltern und der Organisation eingeladen, aber ich konnte die Einladung bisher leider nicht wahrnehmen.

Frau Schäfer: Ich war vor 10 Jahren zum 40. Geburtstag von Pax Kinderhulp in den Niederlanden und habe eine große Herzlichkeit und Gastfreundschaft erlebt.

Wie wird der 50. Geburtstag von Pax Kinderhulp gefeiert?

Frau Brylowski: Zum 50. Geburtstag plant Pax Kinderhulp an Ostern ein großes Fest in den Niederlanden. Mit Sternmärschen aus allen Richtungen werden die „Jubiläumskinder“ empfangen. Unsere Kinder werden mittendrin sein.  

Frau Schäfer: Auch wir wollen uns bei Pax Kinderhulp und den Gastfamilien für ihr tolles Engagement bedanken. Wie wird noch nicht verraten!

Weiter Informationen: www.paxkinderhulp.nl

 

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Monika Schäfer und Barbara Brylowski im Gespräch
Monika Schäfer und Barbara Brylowski im Gespräch