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12.05.2008

"Entwicklung ist planbar"

Interview mit Marianne Bartzok, der Geschäftsführerin der DASI Berlin gGmbH, zum laufenden Organisationsentwicklungsprozess

[DASI.blog] Was bedeutet der Begriff der „Lernenden Organisation“ für die Geschäftsführung der DASI Berlin?

[Marianne Bartzok, MB] Für die DASI verstehe ich darunter erstens, dass wir in der Organisation zulassen, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch lernen dürfen, d.h. sie dürfen auch Fehler machen, weil das zum Lernen dazu gehört. Dazu gehört auch, dass wir uns auf Leitungsebene und dann auch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern darüber einigen, welche Fehler nicht mehr zulässig sind. Zweitens verstehe ich darunter, dass bei der Arbeit die wir hier tun, ein lebenslanges Lernen einfach dazugehört. Ich erwarte von allen Kolleginnen und Kollegen die hier arbeiten, dass sie sich mit ihrem Arbeitsgebiet auch theoretisch beschäftigen.

Kann man sagen, dass sich an das Konzept der „Lernenden Organisation“ der OE-Prozess der DASI Berlin ankoppelt?

Ja, unbedingt. Wir können sagen, dass der Begriff der lernenden Organisation in diesem Prozess einen Rahmen findet. Es ist klar, dass Organisationen die sich selbst als „lernend“ definieren, natürlich auch den notwendigen Rahmen dazu bieten müssen. Das bedeutet einmal, dass es eine Kommunikationsstruktur geben muss, in der Austausch und Diskussion möglich sind. Und es muss Zeit für Fort- und Weiterbildung zur Verfügung gestellt werden. Das bedeutet natürlich auch den Einsatz von Geld als eine auf die Zukunft gerichtete Investition in die Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und damit in die Firma.

Wie würden Sie den OE-Prozess der DASI aus der Sicht der Geschäftsführung beschreiben?

Ein OE-Prozess muss gesteuert und geführt werden. Das bedeutet, dass man als Geschäftsführung ein Ziel, eine Vision haben muss. Ich brauche eine Vorstellung davon, wie ich die Bedingungen in der Organisation gestalten will, damit sich die Kolleginnen und Kollegen in diesen Prozess einbinden und motiviert sind, daran mitzuwirken.

Welche Rolle spielen im Rahmen dieses Prozesses die Fachgespräche?

Die Fachgespräche ersetzen bei uns die Qualitätszirkel. Sie haben die Funktion, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - fachgebietsübergreifend - minander ins Gespräch zu bringen. Im Unterschied zu Qualitätszirkeln, nehmen an diesen Fachgesprächen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teil, die an einem Thema Interesse haben. Und das ist der zweite Punkt: es geht hier natürlich um Inhalte, es geht um den Austausch von Wissen und um Interesse. Im ersten Jahr drehte sich alles darum zu erkennen, welche Ressourcen überhaupt in dieser Organisation vorhanden sind. Es wurde ja in den Arbeitsgruppen kein neues Wissen angeeignet, sondern weitestgehend das Wissen miteinander ausgetauscht, das vorhanden war.  

Vor nicht allzu langer Zeit, haben Sie schwerwiegende Entscheidungen treffen müssen, um das Überleben der DASI zu ermöglichen. Im zweiten Jahr nach dem Betriebsübergang in eine GmbH veranstalteten Sie 2007 einen Organisationsentwicklungstag mit der gesamten Belegschaft. Dieser „Bildungsevent“ kam sehr gut an. Denken Sie, dass Ihr Sanierungskonzept als einer Kombination von betriebswirtschaftlichen Maßnahmen und Identifikation stiftenden Angeboten aus Ihrer Sicht aufgegangen ist?

Ja, aus meiner Perspektive war das der richtige Weg. Wir haben aktuell ein sehr gutes Betriebsergebnis. Das hängt einerseits mit der Einführung unserer Verfahren zur betriebswirtschaftlichen Steuerung zusammen. Andererseits ist es uns gelungen unser Profil innerhalb der Trägerlandschaft und in den Bezirken positiv weiter zu entwickeln. Die wirtschaftliche Beruhigung trägt seinen Teil dazu bei, dass wir ein so gutes Betriebsklima haben. Das mache ich u.a. daran fest, dass unsere Fachgespräche sehr gut besucht sind. Zudem haben wir einen geringeren Krankenstand als in den Vorjahren. Und, dass das Interesse und Feedback zum Organisationsentwicklungstag außerordentlich positiv war und die Teilnahme und Anmeldungen f. die Arbeitsgruppen im Folgejahr 2008 reibungslos und engagiert begonnen hat, das nehme ich ebenfalls als Beleg dafür.

Was sind Ihre OE-Ziele für das Jahr 2008?

Was die Organisationsentwicklung im laufenden Jahr 2008 angeht, so ist es unser Ziel, dass sich alle Kolleginnen und Kollegen, die an den Arbeitsgruppen teilnehmen, weiter qualifizieren. D.h. es geht in diesem Jahr nicht nur um den Austausch von Wissen sondern vor allem auch um Wissensaneignung. Wir ziehen dazu externe Referenten zu den einzelnen Themen hinzu und ich denke, dass die Kolleginnen und Kollegen diesmal auch verstärkt mit Literatur und anderen Arten von Inputs arbeiten, um sich zusätzliches Wissen anzueignen. Wie gut das funktioniert hat, das werden wir am OE-Tag 2008 erleben.

Zum Abschluss eine Frage zur Steuerbarkeit dieser komplexen Entwicklungsprozesse: Lässt sich Organisationsentwicklung planen?

Ja. Das Wichtigste für die Geschäftsführung ist eine klare Zieldefinition und die eigene Vision. Sie sollte selbst motiviert und engagiert sein, die Arbeit gerne tun, Freude an Kommunikation haben und natürlich mögliche Abweichungen vom Weg mit einplanen und prozessorientiert arbeiten.

Vielen Dank für dieses Gespräch.

Die Fragen für den DASI.blog stellte Markus M. Jung

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Marianne Bartzok, Geschäftsführerin der DASI Berlin gGmbH
Marianne Bartzok, Geschäftsführerin der DASI Berlin gGmbH


DASI Berlin: OE-Prozess im Zeitverlauf
DASI Berlin: OE-Prozess im Zeitverlauf