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09.05.2007

DASI Berlin geht in die Schule

[DASI.blog]
Frau Aurfali, Sie arbeiten als Sozialpädagogin im ad.lati-Projekt der DASI Berlin an der Peter-Jordan-Schule in Charlottenburg. Welche Aufgaben haben sie dort?

[Nicole Aurfali]
Meine Arbeit an der Peter-Jordan-Schule steht unter dem Vorzeichen der beruflichen und sozialen Integration von Schülerinnen und Schülern mit besonderen Schwierigkeiten im Bereich des Lernens. Gerade für diese Zielgruppe stellt der Übergang von der Schule in die Berufs- bzw. Arbeitswelt meist eine große Belastung dar. Meine primäre Aufgabe besteht daher in der Begleitung und Betreuung der Jugendlichen in dieser Phase und der Bereitstellung passgenauer Unterstützungsangebote. Dazu gehören Kontakte zum Arbeitsamt, zu entsprechenden Bildungsträgern, die Zusammenarbeit mit den Lehrern sowie nach Möglichkeit auch die Einbeziehung der Eltern. Darüber hinaus habe ich als Schulsozialarbeiterin die Aufgabe, als niedrigschwelliges Beratungsangebot eine Sprechstunde für Schüler und Eltern anzubieten und an der Schnittstelle zwischen Elternhaus, Schule und Jugendhilfe bei Bedarf zu vermitteln.

[DASI.blog]
Was ist für Sie das Besondere an der Schulsozialarbeit?

[Aurfali]
Die Jugendlichen, mit denen ich arbeite, befinden sich in einer turbulenten Lebensphase: während es um das Ausleben der Pubertät, Identitätsfindung, Erwachsenwerden geht, wird von ihnen verlangt, schwerwiegende Zukunftsentscheidungen zu treffen. Erschwert wird dies noch zusätzlich dadurch, dass für Schülerinnen und Schüler der Förderschule, im Vergleich zu anderen Schulformen, die beruflichen Möglichkeiten begrenzt sind. Leider kommt oftmals hinzu, dass aufgrund ihres sozialen Hintergrundes auch die Eltern nicht ausreichend in der Lage sind, ihren Kindern die nötige Unterstützung und Orientierung zu geben. An dieser Stelle kann Schulsozialarbeit dazu beitragen, bestehender Chancenungleichheit entgegenzuwirken, indem sie sozialpädagogische Aufgaben im System Schule übernimmt. Sie hat gegenüber anderen, z.B. offenen Angeboten der Jugendarbeit den großen Vorteil, direkt vor Ort zu sein: dort, wo – bedingt durch die Schulpflicht – in der Regel alle Jugendlichen einen Großteil ihres Tages verbringen.

[DASI.blog]
Sozialarbeit findet also in der Lebenswelt der Jugendlichen statt und nicht in einem abgesonderten Raum?

[Aurfali]
Genau. Schulsozialarbeit erlebt und erreicht die Schüler in ihrem schulischen Alltag. Sie kann daher auch bereits präventiv tätig sein, d.h. bevor Probleme entstehen, denen später oftmals nicht mehr mit gleicher Effizienz begegnet werden kann. Darüber hinaus kann Schulsozialarbeit als neutraler Partner eine Brücke zwischen Schule und Elternhaus schlagen und somit verhindern helfen, dass die Jugendlichen zwischen diesen beiden manchmal recht unterschiedlichen Sozialisationsinstanzen hin- und hergerissen werden.

[DASI.blog]
Das Förderprogramm ist auf eine Laufzeit bis 2013 ausgerichtet. Welche Ziele haben Sie sich aktuell vorgenommen?

[Aurfali]
Da ich mich momentan noch in der Anfangsphase befinde, stellt das Kennenlernen der Schülerinnen und Schüler und ihrer individuellen Ressourcen sowie Problemlagen, die Bedarfsermittlung an der Schule und die Schaffung eines ersten Netzwerkes das vorrangige Ziel dar. Erstgespräche mit allen Jugendlichen der Klassenstufen 9 und 10, enge Zusammenarbeit mit Lehrkräften und Schulleitung, Hospitation im Unterricht sowie die Besichtigung geeigneter Einrichtungen für Schüler mit dem Förderschwerpunkt „Lernen“ gehören derzeit zu meinen Haupttätigkeiten. Die Etablierung der Schüler- und Elternsprechstunde und eines offenen Schülertreffs ist ebenfalls in Arbeit.
Neben einer gründlichen Situationserfassung geht es vor allem darum, eine tragfähige Vertrauensbasis zu Schülern, Lehrern und Eltern zu schaffen, um meinen Auftrag, die Unterstützung der beruflichen Integration, bestmöglich ausführen zu können.

[DASI.blog]
Wo sehen Sie die größten Probleme bei Ihrer Arbeit?

[Aurfali]
Die Schulform der Förderzentren mit einem hohen sonderpädagogisch geschulten Lehrkräfteanteil bringt es mit sich, dass ohnehin viel „sozialpädagogische Arbeit“ geleistet wird und auch die intensive Vorbereitung der Schüler auf die Berufsphase einen hohen Stellenwert in der alltäglichen Arbeit der Lehrer hat. D.h., es gibt zunächst einmal Überschneidungen mit Aufgabengebieten der Schulsozialarbeit, welche nun als eigene Profession mit den ihr eigenen Arbeitsmethoden hinzukommt. Hier stellt sich nun an beide „Seiten“ die Anforderung, Klarheit und Flexibilität zu kombinieren, damit das eigene Handeln nicht als Eingriff in den Kompetenzbereich des anderen empfunden wird, andererseits aber die Aufgabenbereiche auch nicht soweit voneinander getrennt sind, dass eine „Lücke“ entsteht. Um ein fruchtbares Ineinandergreifen und eine sinnvolle Ergänzung beider Professionen zu gewährleisten bedarf es also eines ständigen Dialoges. In diesem Zusammenhang sehe ich auch das Halten der Balance zwischen den sozialpädagogischen Aufgaben und der Entlastung der Lehrer einerseits und Wahrung der Unabhängigkeit vom System Schule andererseits. Das ist zweifellos eine der Herausforderungen meiner Arbeit.

[DASI.blog]
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Arbeit und danken für das Gespräch.

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