12.02.2007
Hilfen zur Erziehung auf dem Prüfstand
(Köpenick) Gemeinsam mit dem Jugendamt Treptow-Köpenick bildet die DASI Berlin gGmbH ein „Tandem“ bei der Evaluation des vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 2006 aufgelegten Modellprogramms, das auf die Verbesserung der Wirkung der erzieherischen Hilfen für junge Menschen nach §§ 27 ff SGB VIII zielt.
Am 17. Januar trafen sich dazu MitarbeiterInnen von Jugendamt und DASI Berlin zu einer Einführungsver-anstaltung mit dem Evaluationsteam der Universität Bielefeld in der DASI-KiTa „Knirpsenland“.
Grosses Interesse
Das Interesse an der Informationsveranstaltung war von Seiten des Jugendamts und der DASI so groß, dass der Ort kurzfristig vom DASI-Standort in Alt-Köpenick in die größeren Räume der DASI-KiTa in Adlershof verlegt werden musste.
Die rund vierzig TeilnehmerInnen informierten sich in der zweistündigen Veranstaltung über den Aufbau und die Vorgehensweise der Untersuchung. Bis Ende 2008 sollen bis zu 30 Hilfeverläufe erfasst und ausgewertet werden.
Elf Standorte, drei Kontrollgruppen
An insgesamt elf Standorten in der Bundesrepublik werden für die Studie zwischen den jeweiligen Jugendämtern und den HzE-Trägern neue Vereinbarungen geschlossen, die der Entwicklung, Erprobung und Überprüfung unterschiedlicher Ansätze dienen sollen. Die rechtliche Grundlage dazu bilden die §§ 78a ff SGB VIII, die den Gestaltungsrahmen für die Vereinbarungen hinsichtlich Leistungs-, Entgelt- und Qualitätsentwicklungsvereinbarungen zwischen den Jugendämtern und den Trägern markieren. Koordiniert wird das Forschungsprogramm vom Institut für Soziale Arbeit in Münster.
Das Tandem „DASI Berlin - Jugendamt Treptow-Köpenick“ gehört zu drei „externen Standorten“, die der Studie als zusätzliche Kontrollgruppen dienen. Im Gegensatz zu den anderen Modellstandorten wurden hier keine neu ausgestalteten Vereinbarungen geschlossen. Die Untersuchung der Hilfen ist allerdings die gleiche, was die Vergleichbarkeit der Hilfen gewährleistet und Aussagen über die Wirksamkeit der neuen Vereinbarungen ermöglichen soll.
Befragung aller Hilfebeteiligter
Im Rahmen der Köpenicker Evaluation werden in 30minütigen Einzelbefragungen sowohl die Kinder und Jugendlichen als auch deren Eltern bzw. der Personensorgeberechtigten und die am Fall arbeitenden MitarbeiterInnen der DASI und des Jugendamts bzw. des ASD befragt. Die Interviews erfolgen in der Regel über Telefon oder Internet. Kinder und Jugendliche werden in einem persönlichen Gespräch zu ihrer Sicht auf die Hilfe und zu ihrer Lebenssituation befragt. „Ein Fragebogen kommt dabei nicht zum Einsatz“, sagt Andreas Polutta. „Wir visualisieren die Antwortmöglichkeiten mit verschiedenfarbigen Kärtchen, z.B. Rot für Nein und Grün für Ja.“ Bei offenbar sensiblen Themen, wie der Familiensituation stationär untergebrachter Kinder oder Jugendlicher, haben die Befragten die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ob sie antworten wollen. „Generell versuchen wir vorher abzuklären, wo wir Grenzen überschreiten könnten“, sagte Polutta.
"Tiefenschärfe" erwartet
Nach Auswertung der Daten erhalten die teilnehmenden Institutionen einen Abschlussbericht, ein Praxishandbuch und vor allem Informationen über wirksame Innovationen im Bereich der Leistungs-, Entgelt- und Qualitätsvereinbarungen sowie Analyseergebnisse zur Wirksamkeit der eigenen Arbeit in den Hilfen. „Gerade hier erwarte ich eine Tiefenschärfe, die uns bei der zukünftigen Gestaltung der Hilfen zur Erziehung, mehr Möglichkeiten einräumt“, sagte eine der beiden Geschäftsführerinnen der DASI Berlin gGmbH, Marianne Bartzok, im Hinblick auf die zu erwartenden Ergebnisse des Modellprogramms.
Text / Fotos: Markus M. Jung
Links
Untersuchen gemeinsam wirkungsorientierte Kontraktgestaltung in der Jugendhilfe (v.l.n.r.): Andreas Polutta (Uni Bielefeld), Matthias Kitzing (Bereichsleiter der DASI Berlin in Treptow-Köpenick) und Ulrike Eppinger (Jugendamt Treptow-Köpenick)
In der DASI KiTa - Knirpsenland in Berlin-
Adlershof informierte Andreas Polutta (links)
über das Studiendesign vor MitarbeiterInnen
des Jugendamts und der DASI Berlin gGmbH